Deutsche Meisterschaft im Zündnadelgewehr-Schießen.
Kein Erfolg für die Dreyse-Schützen zur Deutschen Meisterschaft
Am vergangenen Samstag ging es im sonst so idyllischen Scherndorfer Weg in Sömmerda wieder einmal ziemlich turbulent zu. Erneut war die Luft vom Qualm des lautstark verbrennenden Schwarzpulvers aus den teilweise bis zu 180 Jahre alten Zündnadelgewehren und Pistolen erfüllt. Zum 23. Mal fand die Deutsche Meisterschaft im Schießen mit Zündnadelgewehren erneut in der Dreyse-Stadt Sömmerda statt. Hierbei traten aber nicht nur die Ur-Modelle aus Sömmerda an, sondern auch alle anderen Konstruktionen und Nachbauten des 19. Jahrhunderts, welche die Idee vom Sömmerdaer Erfinder Johann Nicolaus von Dreyse kopierten oder weiterentwickelt haben. Auf Grund der räumlichen Möglichkeiten musste die Teilnehmerzahl auch in diesem Jahr auf 52 begrenzt werden. Einige der Teilnehmer nahmen über 400 km Anfahrtsweg auf sich, um in Sömmerda an der Meisterschaft teilnehmen zu können.
In den drei Einzeldisziplinen konnten in diesem Jahr die Dreyse-Schützen selbst aber nichts gewinnen. So ging der Meistertitel nach Nordrhein-Westfalen. Ingo Müller vom SSC Soest-Süd erreichte 95 Ringe von maximal 100 möglichen. Der Zweit- und Drittplatzierte kam jeweils aus Baden-Württemberg. Aaron Dörr vom SV Sersheim konnte sich knapp mit 89 Ringen vor seinen Kontrahenten Reiner Karl Wurster vom SV Öschingen mit 88 Ringen auf den zweiten Platz schießen. Der beste Thüringer Schütze war der Sömmerdaer Dreyse-Schütze Georg Reifenschneider mit 78 Ringen. Das reichte am Ende jedoch nur für den 21. Platz.
Nicht viel besser erging es den Dreyse-Schützen in der Disziplin 100 Meter. Hier ging der erste Platz in einem knappen Stechen an Marianne Finze von der Privilegierten Nordischen Schützengesellschaft zu Rostock. Sie erreichte 87 Ringe, wie auch der Zweitplatzierte Reiner Karl Wurster vom SV Öschingen. Hier musste am Ende der Messschieber mit nur wenigen Millimetern die Entscheidung herbeiführen. Denn die Treffer von Marianne Finze waren nur wenige Millimeter näher am Scheibenzentrum. Die Entscheidung für den Drittplatzierten lief da deutlich einfacher. Mit 84 Ringen kam Ingo Müller vom SSC Soest-Süd auf den dritten Platz. Der beste Dreyse-Schütze war hier erneut Georg Reifenschneider, der mit 74 Ringen, ebenfalls nach einem Stechen, auf den 12. Platz landete. Der Sömmerdaer sah sich in der Endwertung gleich zwei Kontrahenten mit gleicher Ringzahl gegenüber. Insgesamt werden 13 Schüsse auf die Scheibe abgegeben, wobei die 10 besten Treffer gezählt werden. Die verbliebenen 3 Schüsse werden als sogenannte Streichschüsse bezeichnet und bei einem Stechen zur Entscheidung herangezogen. Die Auswertung der Streichschüsse ergab in diesem Fall für den Dreyse-Schützen den Vorzug gegenüber dem Schützen Wolfgang Finze von der Privilegierten Nordischen Schützengesellschaft zu Rostock.
Wolfgang Finze ist nicht nur der Ehemann der Erstplatzierten, sondern auch ein bekannter Sachbuchautor. Der studierte Physiker schrieb bereits eine Vielzahl von Fachbüchern rund um das Thema Zündnadelgewehr aber auch Vorderlader und Schwarzpulverwaffen im Allgemeinen. Zudem war er schon oft als Verfasser einschlägiger Fachmagazine in Erscheinung getreten.
Gleichzeitig wurde der 18. Pokal im Schießen mit der Dreyse-Zündnadelpistole ausgetragen. Auch hier mussten die Sömmerdaer ihren Gästen den Vortritt lassen. Mit 29 Ringen von 30 möglichen kam Maximilian Tegtmeier vom Verein Historische Feuerschützen Peine auf den ersten Platz. Mit gleicher Ringzahl aber mit einen um einen Ring schlechteren Streichschuss kam Jürgen Wacker vom SGI Waldenburg auf den zweiten Platz. Rita Müller vom SSC Soest-Süd belegte mit 28 Ringen den dritten Platz. Bester Sömmerdaer war Thomas Peters auf dem 7. Platz mit 27 Ringen. Der zweite Sömmerdaer Jörg Lalek hatte zwar ebenfalls 27 Ringe erreicht. Sein Streichschuss war jedoch schlechter, was ihn gleich auf den 12. Platz katapultierte. Das zeigt auch wie hoch die Qualität der teilnehmenden Schützen war.
Mit diesen Ergebnissen konnten die Dreyse-Schützen auch in den Mannschaftswertungen wahrlich keinen Blumentopf gewinnen. So belegten die beiden Mannschaften jeweils den 5., sowie den 6. Mannschaftsplatz. Die Podestplätze gingen wie zu erwarten an die Mannschaften aus Öschingen (Platz 1), Peine (Platz 2) und Soest (Platz 3). Das eher enttäuschende Ergebnis der Dreyse-Schützen leistete der Stimmung jedoch keinen Abbruch. In der Sömmerdaer Gaststätte „Goldener Adler“ fand im Anschluss noch ein versöhnlicher Ausklang des Wettkampftages statt.
Bereits im September wird aller Voraussicht nach das zweite große Zündnadel-Event Deutschlands in der Dreyse-Stadt ausgetragen. Bis dahin wird wohl einiges an Training und Verbesserung des Equipments nötig sein, um wieder in die vorderen Ränge vorzustoßen. Besonders erfreulich war die spürbare Verjüngung des Teilnehmerfeldes im Vergleich zu den Vorjahren. Ebenfalls stand in diesem Jahr der gestiegene Frauenanteil unter den Teilnehmern der Veranstaltung gut zu Gesicht. Daß dabei gleich zwei Frauen die Podestplätze erkämpften zeigt deutlich, dass der Schießsport längst keine reine Männerdomäne ist.
Marcel Wiegand
Öffentlichkeitsarbeit

Deutscher Meister Ingo Müller, Aaron Dörr, Reiner Wurster